Die neuen Gebäude der MedUni Wien ermöglichen interdisziplinäre Zusammenarbeit für maßgeschneiderte Therapien und medizinische Innovationen. Krebsforscher Walter Berger und Zellforscherin Antonia Müller erzählen, wie die neuen Zentren CTM und ZPM die Medizin der Zukunft prägen können. Und warum Wien damit beste Chancen hat, sich als europäischer Hotspot der Präzisionsmedizin zu etablieren.

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„Man glaubt gar nicht, wie schwierig es ist, einander verständlich zu machen“, sagt Krebsforscher Walter Berger. Für ihn liegt die große Chance der neuen Gebäude in der Nähe unterschiedlicher Disziplinen. Begegnungen sollen nicht nur in Projektmeetings stattfinden, sondern auch informell: „Vielleicht in der Kaffeeküche, wo man von einem besonders schwierigen Patienten erzählt, und jemand sagt: Da hätten wir doch etwas.“
Als Antonia Müller vor drei Jahren nach Wien kam, war es eine bewusste Entscheidung: Die strategischen Bauvorhaben der MedUni Wien überzeugten sie. Als Leiterin der Universitätsklinik für Transfusionsmedizin und Zelltherapie baut sie eine GMP (Good Manufacturing Practice)-Infrastruktur auf, die maßgeschneiderte Zellprodukte wie CAR-T-Zellen ermöglicht. Das sind Therapien, die genau auf einzelne Patient:innen abgestimmt sind.
„Bisher erhielten alle die gleiche Chemotherapie. Heute können wir Tumore differenzierter analysieren und Therapien individueller gestalten. Da lernt man einerseits besser, Tumore und Krankheiten aufzuarbeiten und zu schauen, wer profitiert von welcher Art der Therapie am besten.“

„Bisher erhielten alle die gleiche Chemotherapie, heute können wir Tumore differenzierter analysieren und Therapien individueller gestalten.“
Berger sieht darin den entscheidenden Fortschritt: „Ein Beispiel, wo das sehr klar sichtbar wird, sind kindliche Hirntumore. Noch immer eine sehr schwierige Diagnose. Vor zehn Jahren kannte man einige große Arten. Heute wissen wir aus Datenanalysen, dass es viele kleine Tumore sind, mit sehr wenigen Patient:innen, die aber oft aggressiv verlaufen und dringend neue Therapien brauchen. Damit können wir diesen Kindern und ihren Familien besser helfen.“
Für die MedUni Wien bedeuten die neuen Standorte mehr als moderne Infrastruktur: Sie sollen zu einem „Hotspot auf der Landkarte europäischer Präzisionsmedizin“ werden, so Berger, und zu Orten, an denen Begegnung medizinische Innovation möglich macht. Müller ergänzt, dass die neuen Zentren „am besten mit Leben befüllt werden“ können, wenn weiterhin die Unterstützung aller – von Drittmittelgebern, Förderungen oder Stiftungen – gesichert bleibt, „damit wir die Forschung weiter betreiben können und ultimativ der Bevölkerung in Österreich neue Therapien zurückgeben können.“

„Die große Chance liegt im unmittelbaren Austausch, nicht nur in Projektmeetings, sondern auch in der Kaffeeküche.“
Die Vision ist klar: In fünf bis zehn Jahren will die MedUni Wien vielversprechende neue Therapien entwickeln und in die Klinik bringen, gemeinsam mit Partnern in Europa und der Industrie.
„Nur gemeinsam schaffen wir das“, betont Berger.